Ein Kampfflugzeug in friedlicher Mission
Die Corsair F4U-4 der Flying Bulls – ein Uhrmacher würde unweigerlich vom Meisterstück seiner Kollektion sprechen – ist ein besonders anspruchsvolles Flugzeug: Pro Flugstunde benötigt sie annähernd 40 Wartungsstunden. Der Treibstoffverbrauch beträgt im Jahresmittel 400 Liter pro Stunde, beim Start sogar das Dreifache. Das Flugzeug ist voll kunstflugtauglich, wird aber aufgrund seines Alters nur schonend geflogen. Wobei: 4,5 G, sprich das 4,5-fache der Erdbeschleunigung, sind in steileren Kurven trotz aller Schonung keine Seltenheit. Auch die Höchstgeschwindigkeit von 750 km/h wird nur selten erreicht, um den Verschleiß des Motors möglichst gering zu halten.
Die bei den Flying Bulls geflogene Corsair hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Sie wurde als eines von insgesamt rund 12.500 gebauten Exemplaren im Jahr 1945 an die US-Navy ausgeliefert, kam jedoch nicht mehr zum Kriegseinsatz. Einige Jahre später verschlug es sie nach Honduras in Mittelamerika. Dort war sie bis 1965 in Betrieb und wurde dann von einem texanischen Millionär gekauft, der sie in die USA zu einer ersten Grundüberholung brachte.
In den folgenden Jahren flog der Besitzer die Maschine nur selten. 1990 verkaufte er sie an Sigi Angerer, den ehemaligen Chefpiloten der Flying Bulls, der damals aus reinem Interesse auf der Suche nach guten Oldtimern war – und den Millionär mit viel Fingerspitzengefühl und Geduld zu einem Deal mit annehmbaren Bedingungen bringen konnte. Angerer schaffte die Corsair teils per Schiff, teils selbst fliegend nach Österreich und erreichte hier eine Zulassung für das Flugzeug.
Fliegendes Kraftpaket – Die “Corsair”
Das einsitzige Kampfflugzeug ist voll kunstflugtauglich, das beweisen auch immer wieder die Flying Bulls Piloten auf zahlreichen Flugshows in Europa.
The Flying Bulls
Die Maschine ist mit einem Pratt & Whitney R 2800 CB-3 18 Zylinder-Doppelstern-Motor ausgestattet, der 2.400 PS aus 46 Litern Hubraum leistet. Der Ölinhalt im Motor beträgt 95 Liter. Was auch Menschen, die der Fliegerei nicht so nahestehen, immer wieder wahrnehmen und wovon der 2022 im Alter von 73 Jahren verstorbene Sigi Angerer nicht müde wurde zu schwärmen – das ist der Sound dieses Motors: brachial und dennoch harmonisch.
Die Restaurierung nahm viel Zeit und Arbeit in Anspruch. Die Instrumentierung des Flugzeuges konnte glücklicherweise weitgehend original erhalten werden, neu sind lediglich moderne Navigationsinstrumente, darunter ILS, DME und GPS. Der zweite Sitz hinter dem Piloten wurde nachträglich eingebaut. Die Corsair wurde von der US-Navy vor allem auf Flugzeugträgern eingesetzt. Um den beengten Platzverhältnissen auf den Carriern Rechnung zu tragen, sind ihre Tragflächen hochklappbar.
Insgesamt schossen Corsairs im Zweiten Weltkrieg 2.140 gegnerische Flugzeuge ab, bei 189 eigenen Verlusten. Sogar im Koreakrieg wurde das Flugzeug noch eingesetzt – wo es einem Corsair-Piloten gelang, einen russischen Jet abzuschießen. Die Mission der Bulls-Corsair ist erheblich friedlicher. Sie ist eine der großen Attraktionen des Hangar-7 auf dem Salzburg Airport. Und auf Airshows ist ihr Display ein absoluter Höhepunkt.
Die Flying Bulls
Die Flying Bulls sind eine Crew von Flugzeugenthusiasten, deren Leidenschaft seltenen historischen Flugzeugen und Helikoptern gilt. Sie hegen und pflegen eine Flotte der schönsten und seltensten Flugzeuge der Geschichte und verfügen über ein einzigartiges Know-how in der Instandhaltung und Restaurierung historischer Fluggeräte.
Die Geschichte der Flying Bulls beginnt in den Achtzigerjahren. Sigi Angerer, ein Pilot der Tyrolean Airways, fliegt zu dieser Zeit beruflich zwar moderne Jets, seine Liebe aber gehört historischen Flugzeugen. Auf der Suche nach einem erschwinglichen Warbird stößt er schließlich auf eine North American T-28B, die er nach Innsbruck bringt und dort restaurieren lässt.
Schnell folgen eine Grumman G44 Widgeon und schließlich die legendäre Chance Vought F4U-4 Corsair. Die Corsair bringt Angerer mit Dietrich Mateschitz zusammen, der in den außergewöhnlichen Flugzeugen einen idealen Markenbotschafter für den Claim seines Energydrink-Unternehmens erkennt: “Red Bull verleiht Flügel“. Die Idee der Flying Bulls ist geboren.
Mit dem weltweiten Erfolg des Energiegetränks wächst auch die Flotte. Da der Platz am Heimatflughafen Innsbruck bald nicht mehr ausreicht, reift Ende der Neunzigerjahre das Konzept zur Errichtung eines eigenen Hangars am Salzburg Airport.
Nun war auch der Zeitpunkt gekommen, die bislang lose Gemeinschaft von Piloten und Technikern unter ein gemeinsames Dach zu bringen, was im Jahr 1999 zur Gründung der Firma “The Flying Bulls” führte. Die technisch und optisch perfekten Flugzeuge der Flying Bulls sind seitdem gern gesehene Airshow-Teilnehmer und eine Attraktion bei jeder Art von Luftfahrtveranstaltung.
Die Flying Bulls im Hangar-7 am Salzburg Airport
Die Corsair – Das Meisterstück der Flying Bulls
- Modell: Chance Vought F4U-4 “Corsair”, Baujahr 1945
- Flügelspannweite: 12,5 m / 41 ft
- Triebwerk: Pratt & Whitney R 2800 CB-3, 2.400 PS/HP, 46 Liter Hubraum
- Treibstoffverbrauch: ca. 300 l/h, max. 6 Stunden Flugdauer
- Höchstgeschwindigkeit: 750 km/h / 405 kts
- Dienstgipfelhöhe: 12.500 m / 41.000 ft
- Besatzung: 1 Pilot
Weitere Informationen unter flyingbulls.at
Jagdflugzeug-Legenden für das Handgelenk
Die Corsair Vintage-Kollektion des slowakischen Uhrenherstellers Biatec