
Wie ein junger Pilot mit Entschlossenheit, Technik und Mut den Atlantik bezwingt – und die Welt verändert
Frühjahr 1927: Die Welt träumt von einer neuen Zeit. Technik, Geschwindigkeit und Abenteuerlust bestimmen den Zeitgeist. Doch ein Traum bleibt noch unerfüllt – der direkte Flug von New York nach Paris. 25.000 US-Dollar winken demjenigen, der die Herausforderung meistert. Charles Lindbergh, ein bisher weitgehend unbekannter Postflieger aus Minnesota, glaubt an seine Chance vom Sprung über den Atlantik.
New York am 20. Mai 1927 – Start ins Ungewisse

Während andere Teams schwerfällige Maschinen mit großen Crews aufrüsten, setzt Lindbergh auf Einfachheit: eine leichte, schlanke Maschine – die Spirit of St. Louis –, gebaut von Ryan Airlines, maßgeschneidert für Reichweite statt Komfort. Am 20. Mai 1927 um 7:52 Uhr hebt er ab. Allein, ohne Funkgerät, ohne Funkkontakt – nur mit einem simplen Navigationsplan, einer Prise Mut und einem unbeirrbaren Willen.
Zwischen Himmel und Meer – Der Flug ins Ungewisse
Die 33 Stunden und 30 Minuten über dem Atlantik fordern Lindbergh alles ab: Schlafentzug, eisige Kälte, das ohrenbetäubende Hämmern des Sternmotors – und endlose Wasserflächen, überall nur Wasser, Wasser, nichts als Wasser. Mehrmals ringt er mit der Müdigkeit, klatscht sich ins Gesicht, öffnet das Seitenfenster, um wach zu bleiben. Die Instrumente sind spärlich: Tachometer, Höhenmesser, ein einfacher Kompass. Lindbergh muss sich auf sein Gefühl für Kurs und Geschwindigkeit verlassen. Die Navigation über das offene Meer – ein Tanz auf Messers Schneide.
Während ich über den Atlantik flog, schien die Zeit selbst stillzustehen – nur das Brummen des Motors, die endlose Weite und die leise Hoffnung auf einen neuen Morgen.
Charles Lindbergh
Doch Lindbergh bleibt konzentriert. Am frühen Morgen des 21. Mai sichtet er die Küste Irlands – ein erstes Zeichen, dass er auf Kurs ist. Wenige Stunden später erreicht er Frankreich und um 22:22 Uhr Ortszeit landet er auf dem Flughafen Le Bourget vor mehr als 150.000 begeisterten Menschen. Sein riskanter Plan ist aufgegangen. Charles Lindbergh hat nicht nur einen Rekord aufgestellt – er hat das Unmögliche möglich gemacht.
Die Spirit of St. Louis
Die Spirit of St. Louis, offiziell als Ryan NYP (New York–Paris) bezeichnet, wurde 1927 von Ryan Airlines in San Diego, Kalifornien, speziell für Charles Lindberghs Atlantikflug gebaut. Das Flugzeug hatte eine Spannweite von 14 Metern und war 8,5 Meter lang. Angetrieben wurde es von einem 9-Zylinder-Wright Whirlwind J-5C Sternmotor mit einer Leistung von 223 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit von rund 215 Kilometern pro Stunde ermöglichte.
Der 25-jährige Charles Lindbergh und seine Spirit of St. Louis

Dank extra großer Treibstofftanks konnte die Maschine eine Reichweite von über 6.400 Kilometern erreichen – eine damals absolut beeindruckende Leistung. Um den Schwerpunkt optimal zu verlagern, befand sich der Haupttank direkt vor dem Piloten, wodurch auf ein vorderes Fenster verzichtet wurde. Lindbergh navigierte stattdessen seitlich durch ein kleines Fenster und nutzte ein Periskop für die Sicht nach vorn. Die Spirit of St. Louis steht noch heute als Synonym für technische Innovation, Ingenieurskunst und die unbeirrbare Entschlossenheit eines Mannes, den Himmel zu erobern.
Charles Lindbergh – Vom Piloten zur Ikone
Der Triumph macht Lindbergh schlagartig zum berühmtesten Menschen seiner Zeit. Zeitungen auf der ganzen Welt feiern ihn als „Lone Eagle“, den einsamen Adler. Innerhalb weniger Monate wird er zum Sinnbild eines neuen Zeitalters: eines Zeitalters des Mutes, der Technik und der unbegrenzten Möglichkeiten. Touren durch Europa, Empfänge im Weißen Haus, Medaillen, Ehrungen – Lindbergh bleibt dennoch bemerkenswert bodenständig.
In den Jahren nach seinem historischen Flug widmet sich Charles Lindbergh nicht nur der Weiterentwicklung der Luftfahrttechnik, sondern zunehmend auch gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fragen. In den 1930er-Jahren engagiert er sich intensiv für die Förderung des transatlantischen Flugverkehrs und unterstützt den Ausbau moderner Fluglinien. Persönliche Schicksalsschläge, allen voran die Entführung und Ermordung seines ersten Sohnes, veranlassen ihn jedoch, sich zeitweise aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und sein Leben neu auszurichten.
Lufthoheit ist für alle Länder neu. Es bringt einigen Verbesserungen und anderen Schwächen, es verlangt überall nach Neuanpassung.
Charles Lindbergh
In späteren Jahrzehnten entwickelt sich Lindbergh zu einer engagierten Stimme für Umwelt- und Naturschutz. Er setzt sich für den Schutz bedrohter Tierarten ein und warnt frühzeitig vor den ökologischen Folgen ungehemmter technologischer Entwicklungen. Dabei bleibt er der Überzeugung treu, dass echter Fortschritt nur im Einklang mit der Natur möglich ist. Seine späte Hinwendung zu ökologischen Themen zeigt eine tiefere Dimension seines Denkens, das weit über die technische Begeisterung seiner frühen Jahre hinausging.
Trotz dieser neuen Schwerpunkte bleibt Lindberghs Botschaft im Kern stets klar: Fortschritt entsteht durch Beharrlichkeit, Mut und Vision. Sein Atlantikflug inspiriert nicht nur eine neue Generation von Piloten, sondern treibt auch die zivile Luftfahrt weltweit entscheidend voran. Ohne seinen wagemutigen Vorstoß wäre die Welt vielleicht erst Jahrzehnte später enger zusammengerückt. Lindbergh beweist, dass einzelne Menschen mit Entschlossenheit und Weitblick den Lauf der Geschichte nachhaltig verändern können.
Lindbergh Hour Angle Watch
Nach seinem legendären Flug beschäftigt sich Lindbergh intensiv mit der Frage, wie zukünftige Piloten ihre Navigation verbessern könnten. Damals gab es noch keine zuverlässigen Funkgeräte oder Satellitennavigation. Zusammen mit dem Schweizer Uhrenhersteller Longines entwickelt er 1931 die Hour Angle Watch. Diese Uhr erlaubt es, durch einfaches Ablesen und Rechnen aus Zeit und Sonnenstand präzise den Längengrad zu bestimmen – eine Revolution für Langstreckenflüge.
Die berühmte Longines Lindbergh Hour Angle

Die Uhr kombiniert klassische Mechanik mit praktischem Ingenieurswissen – eine Synthese aus Ästhetik und Funktionalität, die bis heute als Ikone der Luftfahrt gilt. Heute ist die Lindbergh Hour Angle nicht nur ein Sammlerstück, sondern ein Symbol für eine Zeit, in der Abenteuer und Wissenschaft noch Hand in Hand gingen. 1987 – zum 60. Jubiläum des legendären Atlantikfluges – lancierte Longines eine Neuauflage des Zeitmessers, der heute Teil der Longines Heritage Kollektion ist.
So funktioniert die Longines Lindbergh Hour Angle Watch
7 Fakten über Charles Lindbergh und die Spirit of St. Louis
- Jugend und Ausbildung: Geboren am 4. Februar 1902 in Detroit, wuchs Charles Lindbergh im Mittleren Westen der USA auf. Schon früh faszinierte ihn die Technik, besonders das Fliegen.
- Rekordflug über den Atlantik: Sein Atlantikflug 1927 erstreckte sich über rund 5.800 Kilometer – nonstop und allein, ohne Funkverbindung und vollkommen auf sich selbst gestellt.
- Spirit of St. Louis: Das Flugzeug wurde als Zeichen der Anerkennung nach Lindberghs Unterstützern aus St. Louis benannt; Eine Gruppe von Geschäftsleuten finanzierte das Projekt.
- Minimale Ausstattung: Im Cockpit der Spirit of St. Louis gab es keine Sicht nach vorne: Der Tank befand sich direkt vor Lindberghs Sitz. Er navigierte durch ein kleines seitliches Fenster sowie über ein Periskop.
- Berühmtheit über Nacht: Nach seiner Landung in Paris wurde Lindbergh zur internationalen Sensation. Innerhalb eines Jahres absolvierte er über 100 öffentliche Auftritte.
- Technikpionier: Lindbergh half bei der Entwicklung neuer Navigationsinstrumente, darunter die berühmte Hour Angle Watch in Zusammenarbeit mit Longines.
- Bleibendes Erbe: Lindbergh wird bis heute als Symbol für Mut, Technikbegeisterung und menschlichen Pioniergeist gefeiert. Seine Flüge und Erfindungen ebneten den Weg für den globalen Luftverkehr.
Charles Lindbergh – Eine Ikone der Luftfahrtgeschichte
Charles Lindbergh und seine Longines Hour Angle – zwei Ikonen der Luftfahrtgeschichte